3. SONNTAG IM JAHRESKREIS

25. Jänner 2015

Evangelium nach Lukas (1,14-20)

Gedanken zum Evangelium

„Die Zeit ist erfüllt.“- Jetzt ist es so weit! Es geht los! Mit Jesus beginnt eine neue Phase in der Geschichte von Gott mit seinen Menschen. Was im Alten Testament auf vielfältige Weise verheißen wurde, wird jetzt Wirklichkeit: Das Reich Gottes ist nahe - Gott ist nahe in der Person von Jesus. Gott will seinen Einflussbereich in dieser Welt verbreiten. Er will die Welt erneuern. Er will eine neue Welt, in der er die treibende Kraft ist. Mit solchen Worten beginnt Jesus im Markusevangelium sein öffentliches Auftreten.

Zu diesem Reich, zu dieser neuen Welt Gottes gehört man aber nicht automatisch. Man muss sich grundsätzlich ändern. Man muss anders leben als „man“ in dieser Welt lebt: Viele Zeitgenossen (damals und heute) gehen auf einem falschen Weg. Sie meinen, das Leben ohne Gott meistern zu können. Sie leben nach eigennützigen Zielsetzungen, deren Erfüllung sie als das wahre Glück betrachten. Aber es geht um andere Maßstäbe, andere Werte.

Die wichtigsten dieser Werte wird Jesus dann in seiner Bergpredigt beschreiben. Aber man kann das kurz zusammenfassen: Man gehört zum Reich Gottes, zu Gottes neuer Welt, wenn man versucht eine gute, liebevolle Beziehung sowohl zu Gott als zu seinen Mitmenschen aufzubauen. Beide Beziehungen sind notwendig. Sie sind sogar nicht voneinander zu trennen. Im Johannesevangelium wird Jesus sagen: „Wenn einer sagt, er liebe Gott, seinen Bruder aber hasst, so ist er ein Lügner“ (1 Joh 4,20). - Und: „Wenn wir einander lieben, dann lebt Gott in uns, und seine Liebe erreicht durch unsere Liebe ihr Ziel.“ (1 Joh 4,12). Aus der Beziehung zu Gott holt man die Kraft zu einer liebevollen Beziehung zum Mitmenschen. In der liebevollen Beziehung zum Mitmenschen zeigt man seine gute Beziehung zu Gott. Ja, sie wird erst dadurch glaubwürdig.

So eine Lebensweise muss langsam wachsen. In vielen Beispielen, in seinen so genannten „Gleichnissen“, wird Jesus das so erklären: Es ist wie mit dem Korn, das auf guten Boden gefallen ist und reiche Frucht bringt; wie mit dem kleinen Senfkorn, das zum großen Baum wächst, so dass in dessen Schatten die Vögel des Himmels nisten konnten (vgl. Mk 4,1-35). Es geht nur in kleinen, stetigen Schritten, aber es wächst. Oft fängt dieses Reich Gottes zuallererst im Kleinen, im Unscheinbaren an: Vielleicht ein einfaches gutes Wort, ein versöhnendes Wort, durch das die eigene kleine Welt auf einmal anders wird, oder durch eine unverhoffte Hilfe, die ich jemandem zukommen lasse, oder einfach durch das Dasein und Beistehen in einer schweren Situation. Hier ist das Reich Gottes, in dem Menschen sich glücklich fühlen.

Um diese Botschaft, diese gute Nachricht verbreiten zu können, sucht sich Jesus Mitarbeiter: Menschen, die an ihn und an seine Botschaft glauben und sich dafür einsetzen wollen. Er nennt sie „Menschenfischer“: Wir sollen nicht Menschen „fangen“, sondern Menschen für Jesus gewinnen, und zwar nicht damit wir „mehr“ Christen werden, sondern damit auch sie für ihr Leben die Erfahrung machen können, dass es gut und bereichernd, ja beglückend ist, an Jesus zu glauben.

Jesus braucht dazu keine „Spezialisten“ und „Gebildeten“. Er ruft einfache Menschen, Fischer, direkt vom Arbeitsplatz weg. Aber er braucht entschlossene Menschen, die sich ohne „Wenn und Aber“ einsetzen. Das will der Evangelist sagen, wenn er erzählt, dass diese Fischer „sofort“ alles fallen lassen und mit Jesus gehen: Nicht mehr der Beruf und die Karriere sind das Wichtigste, dem ich alles unterordne; nicht mehr ein Hobby, hinter dem alles andere zurückweichen muss, bestimmt mein Leben. Jeder Bereich meines Lebens ist eine Gelegenheit, mich als Christ zu zeigen. Das verlangt Entschiedenheit, persönliche Überzeugung.

Wichtig ist, dass wir erkennen: Christsein - das ist eine Berufung. Jeder von uns ist auf seinem Weg persönlich berufen. Jeder muss eine persönliche Antwort geben. Deswegen tut es gut, immer wieder einmal für sich selbst klar zu machen: Wann und wo wurde ich durch bestimmte Worte von Jesus so angesprochen, dass ich mich persönlich betroffen gefühlt, dass sie mich tief berührt haben? Wie entschieden gehe ich jetzt diesen, seinen Weg, so dass meine Lebensweise auch eine Einladung an andere ist, diesen Weg in das Reich Gottes mitzugehen?

Zum Archiv